Samstag, 5. November 2011

1000 kritisierte Orte


Jedes Jahr steht der Otto Normalverbraucher unter Druck. Er soll verreisen.  Aber wohin? Je exotischer, desto besser. Dietmar Bittrich entlarvt in seinem Buch die Sehenswürdigkeiten als Sehenswurstigkeiten und nimmt uns auf eine alles Reisen vermiesende Reise durch die touristische Welt.
Bittrich stellt uns nüchtern nur die negativen Seiten der Reiseziele dar und scheint zeigen zu wollen, dass wir beim Reisen nicht dem Reichtum des Ortes begegnen, sondern unserer eigenen Person gegenüberstehen, die je nach dem die Reise mit Inhalten füllt oder sie zu einem langweiligen Disaster macht. Er kritisiert dabei jeden Ort , gibt Anleitungen, wie man lästige Mitreisende los wird, schildert unverdauliche Landesspezialitäten, bietet Beispiele für ein Expertengespräch und führt Zitate des Kenners an, die aus einem oder anderen Grund die genannten Orte hassen. Sein Antireiseführer verschönert mit seiner Ironie jeden Aufenthalt in den eigenen vier Wänden und verwandelt jeden Reisemuffel in einen wohlwissenden mit allen Wassern gewaschenen Kenner, der mit Insiderwissen prangern wird.
 Seine zynische Haltung verdankt Bittrich zahlreichen Kreuzfahrtreisen, wo er die gelangweilten Gäste als Autor belustigt hat. Er denkt schon über ein neues Buch, das die deutschen Reisespots aufs Korn nehmen soll. "1000 Orte, die man knicken kann“ ist ein humorvolles, obwohl manchmal einseitiges Buch, dass die farbige Wirklichkeit der großen Welt entzaubert. Ein Plädoyer für Urlaub ohne sich zu bewegen. 
 
1000 Orte, die man knicken kann/Dietmar Bittrich /Rowohlt Verlag/2010 /8,95 Euro

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