Montag, 28. November 2011

Prekär, vulgär, künstlerisch



 
Clint Lukas ist ein Mitglied der Surfpoeten, der ältesten Lesebühne der Hauptstadt. In seinem 17 Geschichten umfassenden Buchdebüt berichtet er aus dem abenteuerreichen Leben eines Überlebenskünstlers.
Der kompromisslose und streitsüchtige Held  ist ein Berliner Bohemien, der das Treiben seiner Stadt scharfsinnig beobachtet und es in atmosphärisch dichten Erzählungen festhält. Sein Werk lässt sich in Fragmenten lesen, ist aber auch eine Art Autobiographie. In schnörkelloser Sprache erzählt der Protagonist von seinem Leben als Wurstverkäufer, Filmproduzent und liebestrunkener Säufer. Mit beißendem Sarkasmus schildert er seinen Dienst im Hospizium, wo er die Patienten gezielt an den Rand des Wahnsinns treibt. Nicht besser steht es um die emanzipierten Frauen, mit denen er sich regelmäßig rauft und liebt und keine gewaltfreie gemeinsame Sprache findet. Die kleinen Missverständnisse in der U8 zum Beispiel  eskalieren zu unvergesslichen Dialogen, die provokanter nicht sein konnten.  „Das Leben ist halt eine Zicke“, behauptet der Autor und kippt sich einen hinter den Kragen. In einer der Geschichten diskutiert er feuchtfröhlich über seine große filmische Leidenschaft, in der anderen geht zugedröhnt in die Oper. Der Protagonist macht Filme und kann Filmleute trotzdem nicht ausstehen. Er erlebt Freiheit und verachtet pointierend die fremdbestimmten Spießbürger. Er erzählt ehrlich und vor allem witzig. So vielfältig sein Leben, so auch seine Stories. Sprachlich sind sie vorwiegend vulgär und derb, an manchen Stellen findet man allerdings ausgesuchte Intellektuellensprache. Es fehlt dem Debüt des 27-jährigen nicht an Lakonie, rasendem Tempo und Selbstironie, die sein Bändchen so lesenswert machen.
Für alle die unmittelbarer leben wollen, für Leute ohne Taktik und Plan. Für Künstler und alle die es werden wollen.

Clint Lukas/ Für die Liebe, für die Kunst. Stories ohne Kompromisse/ 2011

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