Samstag, 12. November 2011

Besser töten, geschmackvoller Essen


Theresa Bäuerlein, einst eine missionarisch eingestellte Vegetarierin, versucht einen Mittelweg zwischen Fleischverzicht und Fleischkonsum zu finden. Sie wettert gegen Vegetarier, um dann am Ende zu sagen, dass sie doch nicht gegen sie argumentiert. Sie schrieb ein Buch, das trotz seines Versprechens im Titel den ethischen Aspekt des Fleischverzichts völlig außer Acht lässt.
Bäuerlein prangert die Landwirtschaft, die obwohl sie genug produziert, Verteilungsprobleme hat und dadurch für Welthunger verantwortlich ist. Sie nimmt unter die Lupe das Düngerproblem, welches häufig von den Gegnern des Fleischessens ausgeklammert wird. Ohne Tiere gäbe es keinen Dünger, behauptet sie. Sie kreidet die Herstellung von Stickstoffdünger mit Hilfe von Erdöl an, was auch umweltschädigend ist. Monokulturen von Mais und Soja können enormen Schaden anrichten, polemisiert sie und ist der Meinung, dass es keine gewaltfreie Ernährungsform gibt und der Tod systemimmanent ist.
Sie widmet jedoch viel zu viel Aufmerksamkeit  der Geschichte des Düngers und wiederholt sich an zahlreichen Stellen, was nicht für ein ehrliches und gründliches Recherche und steht. Sie stempelt Vegetarier als Heuchler ab, weil für ihre pflanzliche Ernährung schließlich auch Tiere sterben mussten. Sie zitiert ausgiebig aus dem Lierre Keiths Buch „The Vegetarian Myth“, was den Vorwurf fehlender eigener Argumentation aufkommen lässt.
Die Autorin beschreibt den Besuch des sogenannten Porkcamps, eines kollektiven Schlachtfestes, wo die Konsumenten an die Alternativen zu Massentierschlachtung herangeführt werden sollen. Das soll die Methoden des bewussten Tötens anzeigen und den Fleischkonsum angeblich legitimieren.
Utopisch ist ihre Forderung nach „individuell“ getöteten Tieren und nach artgerechter Tierhaltung, die sich in unserer profitgetriebenen Welt nicht umsetzen lässt. Ich gebe ihr aber Recht, dass man erst die Nachfrage nach den Tierprodukten aus den Massentierhaltungssystemen reduzieren muss, wobei das als nur Teil der Lösung anzusehen ist. In diesem Kontext sind Initiativen von Vebu (Veggietag) ein guter Anfang, der zum Umdenken führen kann. Man soll sich aber vergegenwärtigen, dass nicht nur Fleischverzicht zur Weltrettung führen kann, wie in ihrer Kindheit Theresa Bäuerlein naiv glaubte.
Obwohl sie schreibt, ihr Buch solle nicht „Fleischessern Rechtfertigung für maßlose Exzesse“ geben und „nicht gegen Vegetarier und Veganer gerichtet“ sei, verklingt ihr Statement im Grundtenor des Buches. Das Buch ist erst nach der Lektüre anderer fleischverdammenden Bücher, zum Beispiel Jonathan Safran Foers „Tiere essen“ zu empfehlen. Sonst kann es im Gehirn eines nicht genügend bewanderten Leser die Fehlinformationen einpflanzen, die dann schlecht auszurotten sind. Das Buch scheint eine Rechtfertigung des eigenen Fleischkonsums sein zu wollen und das ist sicherlich nicht der richtige und nachhaltige Weg.

Theresa Bäuerlein/ Tiere Essen/ Ludwig Verlag / 2011

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen