Samstag, 19. November 2011

Dinge plaudern aus dem Nähkästchen

Den vermessenen Anspruch seines Büchleins formuliert der Author so: „Ich hoffe zumindest, das Rätsel der Dinge neu zu formulieren.“ Er irrt sich auf der ganzen Linie.
Seine Texte reflektieren die unscheinbarsten und ahistorischen Gegenstände, wie zum Beispiel Bett, Tisch, Schüssel. Es sind fünfzig kurze Essays, die das Wesen  der Dinge im Plauderton erschließen wollen. Es fehlen im Buch nicht die Erfindungen der modernen Zeit, wie zum Beispiel das Handy, „Ding der schlimmsten Art“. Man fragt sich, was derartige Gegenstände bei der phänomenologischen Analyse zu suchen haben, doch der Autor betrachtet sie kulturkritisch und gewährt ihnen einen Platz neben Reflektionen über Gefriertruhe, Teekanne und Gabel. Unter seine Meditationen ist manch eine witzige Bemerkung gesät, die für einige überflüssige Längen entschädigt. Droit stellt fest, dass die Demarkationslinie zwischen Dingen und Menschen in Gegenständen wie zum Beispiel Prothese verschwimmt. Er schreibt pointenreich über die handfeste Funktionalität der Dinge im abstrakten Sinne (Wasserwaagen für moralische Handlungen ) und phantasiert über das Speichern des gesamten Universum auf einer CD. Der Autor hat mit seinem schmalen Bändchen einen großen Erfolg in Frankreich gefeiert, weil er sich in die Tradition der großen Philosophen einreihen wollte, doch er schafft das in Deutschland doch nicht. Sein undiszipliniertes, erzählendes  „Ich“ ist aufdringlich und berichtet von seinen uninteressanten Vorlieben. 
Roger-Pol Droit hat mal  zugegeben intime Tagebücher zu hassen, doch nach Fertigstellung seines Buches sollte ihm bewusst werden, dass es schwierig ist über die Dinge zu sprechen, ohne von sich selbst etwas preiszugeben.
Die folgende knappe Erkenntis des Buches erspart dem Leser das überflüssige sich über zweihundert Seiten ziehende Geschwätz des Autors: „An ihnen ist es, die Dinge zu lieben wie sich selbst“. Erfinden Sie die Dinge täglich neu. Aber selbst - ohne derartige Bücher.

Roger-Pol Droit/ Was Sachen mit uns machen. Philosophische Erfahrungen mit Alltagsdingen/ Heyne Verlag/ 2006/ 7,95

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen