Mittwoch, 16. November 2011

Feminismus ausleben


Die Autorinnen von „Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht“ vertreten einen  "jungen" und "coolen" Feminismus. Sie machen für einen neuen Feminismus stark, nicht den aus den 70er Jahren, sondern für einen poppigen, der massentauglich ist.
Das Buch von drei Autorinnen hat eine Debatte um den Generationenkonflikt zwischen den Feministinnen der alten Schule um Alice Schwarzer und den neuen „Alphamädchen“ ausgelöst. Die Autorinnen kritisieren den Umstand, dass der Feminismus auf die Person der Emmaredakteurin, Alice Schwarzer reduziert wird und dass sie als seine einzige Repräsentantin dargestellt wird. Sie verfehlen jedoch zu bemerken, dass das Runterbrechen des Feminismus auf einen Generationenkonflikt eine Versimplifizierung ist, die die Vielschichtigkeit der feministischen Bemühungen außer Acht lässt und der Realität nicht standhält.
Die Bloggerinnen in der maedchenmannschaft Meredith Haaf, Susanne Klinger und Barbara Streidl nehmen sich der Themen, wie Verhütung, Abtreibung, guter Sex, Muttermythen, Diktate der Schönheitsindustrie, und Diskrepanzen in der Bezahlung von Frauen und Männern an. Sie kritisieren den Individualismus, der verhindert, dass Frauen sich solidarisch zusammenschließen, um etwas gemeinsam zu unternehmen und Großes zu erreichen. Das Buch plädiert für einen gemeinsamen Kampf der Frauen und Männer für gerechtere Verhältnisse und behauptet, dass auch Personen männlichen Geschlechts von der Eigenständigkeit ihrer Partnerinnen profitieren können. Es ermuntert die Männer im Gleichbehandlungsgefecht mitzumischen, um selbstbewusstere und sozial besser gestellte Frauen zu begrüßen. Erst dann werden sie keine Fragen der Sorte: "Bin ich zu dick?" stellen.
An dem Buch nervt nur das künstliche „wir“, das die Aufgabe erfüllt ein Gemeinschaftsgefühl für die Frauen aus der gebildeten Mittelschicht zu schaffen und die Tatsache, dass gestandene Frauen sich immer noch Mädchen nennen. Wenn man die Stimme der Frauengeneration sein will, dann muss man doch ernsthafter und stärker auftreten.
Es fehlt dem Buch leider ein herrschaftskritischer Anspruch, weswegen es sich nur für eine Einführung in die feministische Thematik im 21. Jahrhundert eignet. Die Lektüre wird das Bewußtsein der LeserIn für feministische Themen wecken und zur Auseinandersetzung mit eigener Position in der Frauensache einladen. Eine Einstiegslektüre zur weiblichen Selbstreflexion.
Also kauf das Buch und werde endlich Feministin!

Meredith Haaf, Susanne Klinger und Barbara Streidl/ Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht/ Blanvolet Verlag/ 2008

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