Samstag, 5. November 2011

Ein bittersüßer Traum über die Liebe

Vielleicht ist es eben der Mangel der Handlung, der den Film „Herzensbrecher“ (fr. Amours imaginaires) sehenswert macht. Xavier Dolan entfaltet auf der Leinwand eine regelrechte Collage aus poetischen Aufnahmen, die von dem erzählen, was wir Liebe nennen. 
Am Beispiel einer Freundschaft zwischen Marie (Monia Chokri), Nicolas (Niels Schneider) und Francis (Xavier Dolan) zeigt der Regisseur, dass manch eine Liebe in Wirklichkeit ein intensives Kopfkino ist, das sich in unerfüllter Sehnsucht und Eifersucht auflöst. Die Zeitlupenaufnahmen unterstreichen die ausdrucksstarken Bilder, die uns die stilvolle Welt der narzistischen Twenty-Somethings vor Augen führen. Das Zynische, Artifizielle und Pseudointellektuelle scheinen durch und bilden ein universelles Porträt der jungen Leute aus beliebiger Stadt. Die schmerzhaften Illusionen, denen sich die Protagonisten hingeben, stellen ihre Freundschaft auf die harte Probe und beweisen, dass Liebe nach ausschließlicher Ergebung verlangt.
Der „Herzensbrecher“ ruft gemischte Gefühle hervor. Er ermüdet mit langen Aufnahmen belangloser Szenen und inhaltlosen Dialogen, entschädigt aber einen durch die unvergessliche Poesie der Zeitlosigkeit und Musik (Dalidas italienische Version von Chers "Bang Bang" aus dem Jahr 1966), die noch lange im Ohr nachklingt.  Die zahlreichen Filmreferenzen machen auch seinen Charme aus. Trotzdem ist er nur ein onirisches Identifikationsbild für die pubertären und sensiblen Großstädter.

Herzensbrecher/ Regie: Xavier Dolan/2011
Trailer von Amours imaginaires

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