Samstag, 5. November 2011

Musicophilia des Gehirns


Oliver Sacks ist ein Arzt und ein großartiger Erzähler, der dem Leser wissenschaftliche Fakten attraktiv aufbereitet. In den 1990er Jahren wurde er mit dem Buch „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ berühmt und seitdem ist er aus dem klinisch-literarischen Alltag nicht wegzudenken.
Sein neues Buch heißt im Original „Musicophilia“, was dem Inhalt gerechter wird als der deutsche Originaltitel. Sacks erzählt von Menschen, die durch eine Hirnverletzung die Musikalität verlieren als auch entwickeln. Beides ist nämlich möglich in der Welt des menschlichen musikalischen Gehirns. Sacks schildert die kognitiven Wunder von der Furcht vor Musik, Hirnwürmern, musikalischen Halluzinationen, absoluten Gehör und gibt zahlreiche Beispiele dafür wie Musik  zum Segen als auch zum Fluch werden kann. Die Menschen mit Aphasie können das Sprechen durchs Singen wieder lernen, andere hingegen werden von wiederkehrenden musikalischen Halluzinationen geplagt. Berühmte Menschen wie Che Guevara tanzen zu Tango Mambo und sehen nicht den Unterschied. Das alles zeigt, dass Musik ein Mysterium ist, das sich vor allem im Kopf des Hörers abspielt.
Oliver Sacks schreibt einfühlsam, ernst und unterhaltsam zugleich. Sein Buch bringt das Klinisch- Abnormale nach Hause und macht komplexe Phänomene leicht verständlich. Trotzdem ist sein Buch keine einfache Kost, weil Sacks das Fachpublikum als auch wissbegierige Laien zufriedenstellen zu wollen scheint. Trotzdem ist das Buch ein Muss für jeden Menschen,  der von der Magie der Musik überzeugt ist.

Der einarmige Pianist. Über Musik und das Gehirn/ Oliver Sacks/ Rowohlt/ 2008/ 19,90€

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