Samstag, 5. November 2011

Die Stadt der Liebe um Mitternacht

 Woody Allen befindet sich zwar nicht auf der Höhe seines Lebens aber auf der Höhe seiner filmischen Form und Schaffenskraft. Das bestätigt sein neuer romantischer Kassenschlager „Midnight in Paris“ (2010). Der Film basiert auf der Idee, dass um die Mitternacht die gewagtesten Träume wahr werden. Wie einst Aschenputtel erlebt der Hauptprotagonist Gil die wunderbarsten Begegnungen, wenn die Uhr zwölf schlägt. Die Schriftsteller und Maler, die in einer entlegenen Epoche der zwanziger Jahre lebten, stehen für eine Nacht zur persönlichen Verfügung des neurotischen Drehbuchautors und Möchtegernschriftstellers, der sich im siebten Himmel wähnt und aufhört die Wirklichkeit von der Einbildung zu unterscheiden.  Darunter leidet seine den Bach runtergehende Beziehung mit der inkompatiblen, verwöhnten und oberflächlichen Ines. Die Geschichte wird leicht erzählt, aber auch der anspruchsvollere Kinofan kommt auf seine Kosten und erkennt spielerisch versteckte Anspielungen an diverse Kunstwerke von Bunuel und Dali. Wie immer bedient sich Allen der  Beziehungskiste, um den neurotischen Filmcharakter zu umreißen und ihm komische Aspekte abzugewinnen. Woody Allen amüsiert dabei ständig mit demselben Charaktertypus und  schöpft trotzdem aus dem Vollen. Diese Komödie ist zwar nicht so intellektuell wie seine übrigen Werke, trägt aber unverkennbar die Handschrift ihres Regisseurs. Die Kunst- und Literaturliebhaber werden vergnügt aus dem Kino kommen, die anderen kurz und knapp – süß sagen. Wie auch immer. Den Charme dieser leichtverdaulichen Komödie soll man nicht verpassen.

Midnight in Paris/ Regie: Woody Allen/2011

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