Sonntag, 13. November 2011

Umkippen der Dinge


Malcolm Gladwell ist ein Journalist von New Yorker Magazine. Sein Buch beschreibt am Beispiel der Modeerscheinungen, dass man scheinbar unbewegliche und eingefahrene Phänomene „kippen“ kann. Den Begriff „Tipping point“  stammmt aus der Medizin und beschreibt wie Viren sich ausbereiten. Ähnlich passiert es mit Ideen, Produkten, Nachrichten und Verhaltensweisen.
Gladwells erstes Beispiel ist das Auftauchen des Hush-Puppies-Trends. Plötzlich fing eine Teenagergruppe aus East Village in New York  an sie modisch zu finden, worauf sie immens populär wurden. Diese begabte Gruppe der Trendsetter hat es durch Mund-zu-Mund Propaganda geschafft eine Entwicklung in den Gang zu setzten, die diese Lederschuhe in allen Staaten zu einem bekannten Symbol machten. Gladwell benennt Personen, die für soziale Veränderungen sorgen: Vermittler, Kenner und Verkäufer. Er beschreibt den Verankerungsfaktor, der zum Beispiel bei den kleinen Zuschauern der Sesame Street bewirkt, dass sie gebannt sitzen und fernsehen. Dieser Abschnitt hat wenig mit dem Tipping Point zu tun und Gladwell widmet dem Phänomen des "Haftenbleibens" allzu viel  Platz in seinem Buch.
Nicht besonders überzeugend ist seine Zuschreibung der geminderten Verbrecherrate dem Verschwinden des Graffitis aus dem Mitteln des öffentlichen Nahverkehrs. Er nimmt nicht unter die Acht, dass auch die Anwesenheit der Polizei, die Sanktionen und die ökonomischen Veränderungen zu einem Absinken der Verbrecher führten.  Zu den guten Seiten des Buches gehörten die interessante Idee, die einen fesselt und das Verlangen des Autors mit dem Leser zu kommunizieren. Das Manko ist,  dass  Gladwell beschreibt, dass die Dinge kippen aber beschreibt nicht wie sie es tun. Eine Strategie oder ein Plan, wie man den Tipping Point in den Gang setzt, fehlen in diesem Buch. Obwohl es einge Ansätze beinhaltet, die beschreiben wie man die Welt verbessern kann, vermisst man die Anwendungsbeispiele, die dieses Buch sehr bereichern wurden. Anstatt dessen ist sein Buch voller Statistiken und Nachrichtenfetzen, die irgendwie zusammenpassen wollen. Seine Ideen stützen sich vorwiegend auf den gesunden Menschenverstand und der Autor verkleidet sie als Wissenschaft. Der Abschnitt, der Suizid als eine Epidemie darstellt ist schlichtweg falsch und kann dazu führen, dass man sich auf die äußeren Probleme konzentriert und nicht auf die inneren Konflikte des Individuums, der dringend Hilfe braucht.
Alles in allem ist das ein interessantes Buch, dass die oben angedeuteten Phänomene schildert, aber nicht wirklich in die Tiefe geht und die Struktur vermissen lässt. Ein nichts konkretisierendes Buch, das voller Allgemeinplätze ist.

Malcolm Gladwell/ Tipping point/Berlin Verlag/2000

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen