Samstag, 5. November 2011

Spielen mit den Wölfen

Hélène Grimauds Liebe zu Klavier und Wölfen schildert sie in ihrer eindrucksvollen Autobiographie „Wolfsonate“. Was als Therapie des Hyperaktivitätssyndroms begann, verwandelte sich in ein lebenslanges Abenteuer mit klassischer Musik, das mit vielen Preisen ausgezeichnet worden ist.
Die Klavierspielerin Grimaud fühlt sich nirgendwo zu Hause. Die jüdische, korsische und deutsche Herkunft ihrer Eltern macht es ihr nicht leicht die Heimat auf Erden zu finden. Sie ist ein unruhiges, zorniges und synästhetisch wahrnehmendes Kind und spielt ungerne mit Gleichaltrigen. Der Durchbruch passiert wenn sie ihr erstes Klavier bekommt. Die Krankheitssymptome verschwinden und sie findet die ihrer Seele wohltuende Leidenschaft. Sie wird zur jüngsten, weil zwölfjährigen Studentin am Pariser Konservatorium und als 15-jährige nimmt sie ihre erste Platte auf. Ihre glanzvolle Karriere beginnt.  Eines Tages begibt sich diese so talentierte, sensible aber einsame Frau auf einen Spaziergang und verliebt sich in eine Wölfin, in deren Augen sie den Glanz einer Seelenverwandtschaft zu erblicken glaubt. Von nun an gilt ihr Interesse den Verhaltensweisen und Biologie der Wölfe, die sie einsichtsvoll erforscht. Die Freundschaft mit diesen Tieren führt schließlich zur Gründung des Projekts Wolf Conservation Centre in der Nähe von New York, wo die Künstlerin den Großteil ihrer konzertfreien Zeit verbringt.
Ihre Biographie erzählt von zwei großen Leidenschaften dieser eigenwilligen Frau. Von der Musik, die den Himmel berührt und von den Wölfen, die für die Bodenhaftung und das irdische Glück sorgen.
Lebendig, selbstkritisch und zärtlich geschriebener Bericht. Ein Muss für alle leidenschaftlichen Klassikfans.

Wolfssonate/ Hélène Grimaud/ blanvalet Verlag/ 2006/ 8,50€

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